(Rottstädt / Rottstaedt / Rottstedt)
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht die genealogische (familiengeschichtliche) Entwicklung, die Namensbildung und die regionale Verankerung der Familie Rottstädt (inkl. möglicher Varianten Rottstaedt, Rottstedt) im Raum Thüringen, mit Schwerpunkt auf den Orten Gossel (Gemeinde Geratal) und Stotternheim (Stadt Erfurt). Ausgangspunkte der Untersuchung sind sowohl historische Nennungen (u. a. der frühneuzeitliche Diakon Matthäus Rottstädt, †1539; Diakon = kirchlicher Amtsträger, vergleichbar mit dem Begriff „Diakonus“) als auch die in jüngerer Zeit dokumentierte Familienlinie: Paul Rottstädt (aus Gossel) → Arthur Rottstädt (Stotternheim/Erfurt) → Lothar Paul Armin Fritz Rottstädt. Die Zweitnamen Armin und Fritz sind Erinnerungsnamen für im Zweiten Weltkrieg gefallene Brüder Arthurs; der Name Paul verweist auf einen im Ersten Weltkrieg gefallenen Vorfahr.
Kulturelle Befunde — etwa die Stellung von Fritz als ältestem Pfitz-Paten (lokaler Ehren-/Ritus-Pate beim Osterbrauchtum) und das Osterpfitzen (regionaler Osterbrauch) — werden als Teil der lokalen Identitätsstiftung untersucht. Die wissenschaftliche Leitung obliegt Matthias Rottstädt, Enkel von Lothar. Methodisch verbindet das Projekt Genealogie, Heraldik (Wappenkunde), Onomastik (Namenkunde), Adelskunde (bei Bedarf) und Militärgeschichte, ergänzt durch Oral-History (zeitzeugenbasierte Quellen) und Archivforschung.
Forschungsfragen
- Verwandtschaftsfrage (frühneuzeitlich → neuzeitlich): Besteht eine direkte oder indirekte genealogische Verbindung zwischen Diakon Matthäus Rottstädt (†1539) und den nachweisbaren Linien der Familie Rottstädt (u. a. Paul → Arthur → Lothar)?
- Primärquellen und Archivlage: Welche archivalischen Quellen (Kirchenbücher, Familien-/Pfarrbücher, Grund- und Steuerbücher, Nachlässe) belegen die Existenz und Verbreitung der Familie Rottstädt vom 16. bis zum 20. Jahrhundert?
- Familienbuch Sankt-Marien-Kirche Gossel: Existierte oder existiert in der Sankt-Marien-Kirche ein Familienbuch bzw. Stammbaumaufzeichnungen (16.–19. Jh.)? Wenn ja: Welcher Verbleib lässt sich dokumentieren (Kirchenarchiv, Pfarramt, kommunales Archiv, privater Nachlass)?
- Oral History / Zeitzeugen: Gibt es in Gossel oder Umgebung noch Anwohner/Zeitzeugen oder deren Nachkommen, die Auskunft über das Familienbuch, lokale Überlieferungen oder über das Brauchtum Osterpfitzen geben können?
- Kriegsdenkmäler und Gefallenenlisten: Welches Bild ergibt sich aus den Einträgen auf dem Kriegsdenkmal in Gossel (Namen, Dienstgrade, Sterbedaten)? Lassen sich über die dort verzeichneten Brüder Arthurs Nachkommen (Frauen, Kinder) und deren Verbleib rekonstruieren?
- Regionalverbreitung heute: Lässt sich die Präsenz von Personen mit Familiennamen Rottstädt / Rottstaedt / Rottstedt aktuell (oder in jüngerer Vergangenheit) in den Regionen Gossel, Stotternheim/Erfurt und im weiteren Thüringer Raum nachweisen?
- Namensvarianten – Lautentwicklung vs. separate Stämme: Sind die Varianten Rottstädt, Rottstaedt und Rottstedt Ausdruck orthographischer/lautlicher Schwankungen (Lautverschiebung, Dialekt) oder repräsentieren sie eigenständige genealogische Linien? (Lautverschiebung = historisch-linguistische Veränderung von Lauten in Namen/Wörtern.)
- Toponymischer Ursprung: Existierte historisch eine Ortschaft, Flurbezeichnung oder Hofname Rottstädt/ Rottstaedt/etc., die als Herkunftsbezeichnung für den Familiennamen dienen könnte?
- Ursprungstypologie des Familiennamens: Welcher Typ der Namensentstehung (Beruf, Herkunft/Ortsname, Stand/Adel) ist im Fall „Rottstädt“ wahrscheinlich belegbar?
- Heraldik / Wappen: Existieren belegbare heraldische Zeichen (Wappen) für einzelne Rottstädt-Linien? Falls vorhanden: Welche Symbolik enthalten die Wappen und lassen sie genealogische Verbindungen zwischen Linien erkennen?
- Trauma und Erinnerung: Welche Auswirkungen hatten die Kriege des 20. Jahrhunderts auf die Fortpflanzungs- und Überlebenslinien der Familie (Mortalität, Wegzüge, Namensweitergabe durch Erinnerungsnamen)? Wie manifestiert sich Erinnerungskultur (Namensbildung, Denkmäler, Brauchtum wie Osterpfitzen)?
- Methoden zur Identifikation lebender Nachkommen: Welche methodischen Kombinationen (Archivalien, Standesämter, Militärakten, Standesregister, Oral History, DNA-Genealogie) sind geeignet, lebende Nachfahren der in den Kriegslisten genannten Personen zu identifizieren?